
Julian Bream
Julian Alexander Bream wurde in Battersea/London geboren und wuchs in einer sehr musikalischen Familie auf. Sein Vater, Henry George Bream, spielte Jazzgitarre, und der junge Julian war tief beeindruckt, als er die Musik von Django Reinhardt hörte. Er wurde ermutigt, Klavier, aber auch Gitarre zu lernen. Nachdem er eine Aufnahme von Tárregas „Recuerdos de la Alhambra“, gespielt von Segovia und von seinem Vater bereitgestellt, gehört hatte, entschied er sich, nicht Cricketspieler, sondern Gitarrist zu werden. An seinem 11. Geburtstag erhielt Bream von seinem Vater eine Konzertgitarre, die er sich selbst beibrachte. Mit 12 Jahren gewann er einen Juniorenwettbewerb am Klavier, der ihm das Studium von Klavier und Cello am Royal College of Music ermöglichte. Im Alter von 13 Jahren gab er 1947 in Cheltenham sein erstes Gitarrenkonzert. Als Jugendlicher spielte er Filmmusik als klassischer Gitarrist.
Sein Debüt gab er 1951 in der Wigmore Hall in London. Nach seinem Militärdienst, währenddessen er in einer Big Band E-Gitarre spielte, setzte er seine professionelle Karriere fort und gab einige Jahre lang weltweit Konzerte. Zum Programm gehörte auch eine jährliche Tournee durch die USA und Europa.
Bream gehörte zu den Musikern, die die Laute in der modernen Zeit wieder populär machten. Gemeinsam mit dem Tenor Peter Pears gab er in den 1950er- und 60er-Jahren zahlreiche Liederabende als Lautenist mit Werken englischer Renaissance-Komponisten (John Dowland, Thomas Morley u. a.); durch diese Zusammenarbeit und auch als Lautensolist brachte Bream die Musik des 16. Jahrhunderts, der elisabethanischen Epoche, einem großen Publikum näher. 1960 gründete er das Julian Bream Consort, in dem er die Laute spielte – eines der ersten Ensembles, das Alte Musik auf Originalinstrumenten aufführte. (Ein weiterer Lautenist des Consorts war ab 1975 James Tyler). 1963 trat er mit dem indischen Musiker Ali Akbar Khan in einer Live-Übertragung der BBC auf und reiste anschließend nach Indien. 1964 wurde er zum Officer of the British Empire ernannt.
Seine Themenabende waren sehr weit gefasst. Er spielte Werke aus dem 17. Jahrhundert, Bearbeitungen von Johann Sebastian Bach für Gitarre, Stücke des brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos, aber auch beliebte spanische Kompositionen.
Zahlreiche Komponisten arbeiteten eng mit ihm zusammen und schrieben Werke für ihn, darunter Malcolm Arnold, Benjamin Britten, Leo Brouwer, Peter Racine Fricker, Hans Werner Henze, Humphrey Searle, Tōru Takemitsu, Michael Tippett und William Walton. Ein Beispiel ist Brittens „Nocturnal after John Dowland“, komponiert 1963, das auf John Dowlands „Come Heavy Sleep“ basiert und zu den bedeutendsten Werken für klassische Gitarre zählt. Benjamin Britten hatte Bream stets im Sinn, als er an „Nocturnal“ arbeitete. Ein weiteres herausragendes Werk, das für Bream komponiert wurde, sind die „Sonatas of Royal Winter Music“ von Hans Werner Henze. Breams Gitarreninterpretationen von Klavierwerken wie der „Suite española“ von Isaac Albéniz oder der „Danza No. 5“ aus den „Danzas españolas“ von Enrique Granados gelten als Meilensteine der Interpretationsgeschichte.
Beim Londoner Verlag Faber Music veröffentlichte er die „Faber Guitar Series“ mit Notenausgaben für klassische Gitarre. Durch seine zahlreichen Auftritte, Fernseh- und Radiosendungen wurde Bream zu einer führenden Persönlichkeit der klassischen Gitarrenmusik des 20. Jahrhunderts. 1967 erschien sein Album „20th Century Guitar“.
Für das Fernsehen produzierte Bream die Serie „Guitarra! – A Musical Journey through Spain“. Diese achteilige Filmreihe über die gesamte Geschichte des Instruments wurde in mehreren Ländern ausgestrahlt und ist auch auf DVD erhältlich. In den Filmen spielte Bream nicht nur die klassische Gitarre, sondern auch Vihuela, Renaissance- und Barockgitarre.
2003 erschien eine umfassende DVD „My Life in Music“ des Regisseurs Paul Bahner mit drei Stunden Interviews und Konzertmitschnitten. Graham Wade beschrieb sie als „den schönsten Film über die klassische Gitarre überhaupt“.
Julian Bream gab 2002 in Norwich sein letztes Konzert.