A Probably New Look at Hermann Hauser I and the Spanish Guitar

Ein vermutlich neuer Blick auf Hermann Hauser I und die spanische Gitarre

Im Jahr 2017 fand eine frühe Gitarre von HH I ihren Weg in die „Guitarreria“ des Enkels, HH III. Fast drei Jahrzehnte zuvor, im Jahr 1989, hatte letzterer einige vorsichtige Restaurierungen an diesem Instrument vorgenommen. Die 1914 erbaute Gitarre erwies sich als so außergewöhnlich für diese Zeit, dass sie eine genauere Untersuchung verlangte – und dies führte zu erstaunlichen Ergebnissen.

Zunächst sollte das einzigartige, besondere Thema dieser Zeilen wie folgt beschrieben werden.

1. Die Gitarre selbst hat einen dreiteiligen Boden, dessen äußere Flügel (und die Zargen) aus brasilianischem Palisander bestehen, während der Mittelteil aus geriegeltem Ahorn mit einem zentralen Palisanderstreifen besteht, was die Illusion eines vierteiligen Bodens erzeugt. Das „exotische“ Palisander – damals im deutschen Gitarrenbau ungewöhnlich – war von HH I beim Furnieren der Fichtenböden des alpenländischen Volksinstruments „Zither“ verwendet worden. Furnierblätter größerer Stärke, sogenannte „Sägefurniere“, müssen für Boden und Zargen der HH I 1914 verwendet worden sein.

2. Die Fichtendecke zeigt innen bereits das „Hauser-Patent“-Verstrebungssystem, obwohl HH I dies erst mehrere Jahre später bekannt gab. Das Patent selbst wurde am 9. November 1920 erteilt.

3. Der spanische Steg mit seinen Flügeln, die wie eine Dachkonstruktion geformt sind, ist bis heute einzigartig bei Hauser-Gitarren.

4. Ohne Zweifel entspricht die Plantilla der spanischen Form und ähnelt in den Maßen der oberen und unteren Boute insgesamt den Abmessungen der „Torres FE 09, 1859“, gespielt von Miguel Llobet.

5. Auch die Mensurlänge, etwas weniger als 65 cm, verweist auf dieses Instrument.

6. Die Zargentiefe und der gewölbte Boden stammen jedoch aus den traditionellen Methoden, die HH I beim Bau seiner Wiener und Münchner Modelle verwendet hatte.

7. Auffällig sind die weißen Ränder aus Zelluloid auf Boden und Decke, ein Relikt aus dem Zitherbau, sowie eine Rosette aus mehreren Holzringen, wie sie (laut HH III) bereits von Josef Hauser, dem Gründer der Hauser-Dynastie, verwendet worden war.

8. Die luxuriösen Mechaniken mit kräftigen schwarzen Wirbeln und ein „Quick Tuner“ auf der ersten Saite sind ebenfalls sehr speziell, während das ovale Loch in der Kopfplatte von Hausers traditionellen Gitarrentypen stammt.

9. Etwas Besonderes ist auch am Hals zu erkennen, der aus Mahagoni gefertigt, mit dem Korpus verleimt und mit einem flachen Rücken versehen ist. Laut dem Gitarrenbauer Hans Hermann Herb wurde diese Art von Hals früher unter Gitarrenbauern „Albert-Hals“ genannt, da der Münchner Gitarrist Heinrich Albert dieses Detail bevorzugte.

Was könnte HH I inspiriert haben, eine solche Gitarre zu bauen? Ein kurzer Blick auf historische Ereignisse sollte notwendig sein, um etwas herauszufinden.

Am 10. November 1913 gab der spanische Virtuose Miguel Llobet sein erstes Münchner Konzert. Er spielte auf einer Gitarre von Antonio de Torres (1817–1892), gebaut 1859. Bei dieser Gelegenheit schenkte HH I dem Spanier eine seiner traditionellen Ahorngitarren. Nach vielen „Korrekturen“ und „Umbauten“ existiert diese Gitarre noch heute. Vom 1. bis 3. März 1914 gab Llobet erneut Konzerte in Deutschland – in Landshut, Nürnberg und nochmals in München.

Und es muss die Qualität der Torres-Gitarre gewesen sein, die den bayerischen Maestro so tief beeindruckte!

Das Innere der 1914er Gitarre zeigt auf der Decke die Inschrift „10. III. 1914“. Wie von HH III berichtet, wurde die Innenseite der Decke traditionell kurz vor dem Schließen des Korpus signiert und datiert. Dies führt zu der Annahme, dass der Bau dieser Gitarre zwischen den beiden Münchner Besuchen von Miguel Llobet stattfand. Wahrscheinlich konnte HH I die Außenmaße der Torres-Plantilla übernehmen. Eine intensivere Untersuchung könnte ein Jahrzehnt später, während der „Tournee“ von Llobet und Segovia 1924, stattgefunden haben.

Aber warum baute HH I nur ein Exemplar dieses Gitarrentyps? Mehrere unterschiedliche Argumente scheinen möglich.

Zunächst war brasilianisches Palisander nicht nur schwer zu beschaffen und im traditionellen deutschen Gitarrenbau unüblich, sondern auch ein recht teures Material.

Zweitens musste HH I den Wünschen seiner Kunden folgen, die von ihm seine traditionellen Ahorngitarren erwarteten. Er musste seinen Lebensunterhalt verdienen. Und die Kunden wären vielleicht kaum bereit gewesen, viel Geld für außergewöhnliche, eher experimentelle Instrumente zu zahlen. 1914 gab es in Deutschland noch nicht so viele spanische Gitarren-„Aficionados“!

Und dann kam die erste Katastrophe des 20. Jahrhunderts, der Erste Weltkrieg (1914–1918) ………

Zehn Jahre später, nach den triumphalen Erfolgen von Llobet / Segovia, änderte sich die Gitarrenszene in Deutschland gewaltig. HH I wandte sich der iberischen Gitarrentradition von Antonio de Torres und Manuel Ramírez zu, die die Grundlage für seinen späteren weltweiten Ruf wurde.

Es muss hier erwähnt werden, dass auch der andere bedeutende deutsche Gitarrenbauer dieser Zeit, Richard Jacob „Weissgerber“ aus Markneukirchen, stark von den Konzerten Miguel Llobets beeinflusst wurde. Letzterer hatte die sächsische Stadt erstmals 1921 besucht, und dieses Ereignis veranlasste „Weissgerber“ anschließend, ein „kleines spanisches Modell“ zu bauen. Ein Instrument dieses Typs aus dem Jahr 1922 befindet sich in der Sammlung des renommierten „Weissgerber“-Experten Christof Hanusch in Berlin.

Für beide „Guitarreros“ waren die Llobet-Konzerte (München 1913 und Markneukirchen 1921) die „Initialzündung“ für die spanische Gitarre, bevor sie ab 1924 ihre Arbeit ganz diesem neuen Instrumententyp widmeten.

Schließlich – wie könnte man die Rolle dieses HH I 1914-Exemplars in der Geschichte der klassischen Gitarre beschreiben?

Der Klang dieses leicht spielbaren Instruments ist „spanisch mit deutschen Elementen“ – oder umgekehrt. Es beweist, dass – entgegen der allgemeinen Meinung – Hermann Hauser I nicht erst 1924 mit dem Bau spanischer Gitarren begann, sondern tatsächlich zehn Jahre früher. Die „1914“ ist das Bindeglied zwischen dem traditionellen alpenländischen Gitarrenstil und der „Guitarra Española“ und bislang ein einzigartiges „Klang- und Zeitdokument“ in der Geschichte des internationalen Gitarrenbaus. Sie stellt zugleich einen Meilenstein auf dem Weg des begabten „Konstrukteurs“ Hermann Hauser I dar, sich von Traditionen zu lösen, ohne sie aufzugeben, und sich auf neue Horizonte zu begeben.

Alle großen Gitarren der Hauser-Familie – von Hermann Hauser I über Hermann Hauser II bis zu Hermann Hauser III und seiner Tochter Kathrin – sind besondere Werke. Sie besitzen die kraftvolle, farbenreiche Stimme der spanischen Instrumente plus ein neues Element, eine Art silberne Klarheit, die so perfekt zur Musik von J. S. Bach passt. Vielleicht waren es genau diese Qualitäten, die Virtuosen wie Andrés Segovia und Julian Bream dazu brachten, Hauser-Gitarren zu spielen. Kraft, Wärme und Klarheit ergeben den KLANG, die Seele des Instruments. Und die Kunstfertigkeit des Handwerkers ist verantwortlich für die KÖRPER-Qualitäten: ein leichter Anschlag, optimale Spielbarkeit und geschmackvolle Ästhetik. KÖRPER und KLANG zusammen verwandeln die Hauser-Gitarren in edle KLANG-KÖRPER. Und der Musiker genießt es, beim Spielen ein solches Instrument „nah am Herzen“ zu halten.

Karlstein, 15. Juli 2018

Siegfried „Hogi“ Hogenmüller

Lesen Sie den Originalartikel hier: https://www.siccasguitars.com/wp-content/uploads/sites/3/2023/02/Hauser-14-Englisch-Patent58.pdf

Sehen Sie die Hermann Hauser I Gitarre von 1914 hier: https://www.siccasguitars.com/shop/guitar/hermann-hauser-i-1914/

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    Boden und Zargen: Brazilian rosewood (CITES certified)
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